Ab nach NRW

Es ist Anfang Januar und jeder der jetzt noch angeln will und etwas vernünftig ist (Widerspruch ?!), fährt gen Süden. Südfrankreich steht ganz oben auf der Wunschliste der Karpfenanglern.
Bei mir sieht die Fahrt etwas anders aus. Ich fahre nach Norden. Nach NRW um genau zu sein. Dass das ein Fehler ist, wird sich später noch zeigen.
Mirko, ein Kumpel, wollte sich für eine gemeinsame Session vor 3 Jahren revanchieren und lud mich für eine gemeinsame Wochensession zum Angeln ein. Die Gewässer sind noch offen und meine Motivation, neues Terrain kennen zu lernen war groß.
Am Ort des Geschehens angekommen bauten wir auf und heizten erst mal die Zelte gut durch.
In Anbetracht der Temperaturen um –6°C und des einsetzenden Schneesturms eine gute Idee.

Unsere Platzwahl war eine logiosche Konsequenz aus den gegeben Faktoren Wind und Wetter. Wir weichten dem eisigen Wind aus, weil wir uns sicher waren, dass die Fische genauso vorgehen werden. 0,3° oder 0,4° Grad Unterschied kann da schon ein ordentlicher Vorteil sein!
Wir angelten mit Pop Ups, Pellets und Grundfutter und verteilten alle Ruten relativ tief, zwischen 7,5 und 12 Metern. Ich kannte das Gewässer nicht, was es mir unglaublich schwer machte eine gute Stelle zu finden, bei der ich mit einem Biss rechnen konnte. Mein Gefühl war weniger gut, aber ich hatte ja den berühmten „Faktor Zeit“ der in diesem Falle eine große Hilfe hätte werden können.

Da ich auf dem Echolot zwei Schwärme von Kleinfischen ausmachen konnte, wählte ich beiden Stellen als Futterplätze. Der Begriff „Futterplatz“ kann hier etwas in die Irre führen, da wir nur minimal beigefüttert haben. Ein PVA-Sack und eine Hand voll Pellets waren mehr als genug. Als Hakenköder kamen Pop Ups und Pellets zum Einsatz. Typisch für meine Winterangelei.

Als ich am ersten Morgen meinen Kopf aus dem Zelt streckte lag die Welt unter einer wunderschönen weißen Schicht. Ich freute mich, denn sollte ich hier jemals einen Fisch fangen, dann wäre es nicht nur der erste Fisch aus diesem Gewässer, sondern ebenso ein Schneekarpfen. Ich war gut drauf, obwohl ich wusste, dass mein Unterfangen verdammt schwer werden wird. Ich hatte noch 6 Tage vor mir, dass sollte reichen, um wenigstens eine realistische Chance zu haben.
Die Temperaturen sind immer weiter gefallen und als wir in der zweiten Nacht –11°C hatten, gab sich die Wasseroberfläche der Kälte geschlagen. Um es auf den Punkt zu bringen:

Eis, Eis und nochmals Eis ! Alles eingefroren: Schnüre, Rutenspitzen, Boot.
Unverhofft kommt oft !.....
50km...100km....150km.....200km...250km und ich stehe wieder vor meiner Haustür. Eine dumme Erfahrung. Aber egal, ich habe Blut geleckt...
Simon G
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